Die Ältestenräte der beiden Städte erachten eine Linie der U 7/U 8 von Nellingen ins Neckartal als zu teuer. Das Landratsamt schließt sich dieser Meinung nicht an, zumal die Ergebnisse einer genauen Untersuchung noch ausstünden.

Esslingen/Ostfildern - Die Hoffnungen von Pendlern, mit der Stadtbahn stau- und stressfrei von Ostfildern-Nellingen zum Esslinger Bahnhof und zurück zu kommen, haben einen Dämpfer erhalten. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben sich die Ältestenräte der Städte Esslingen und Ostfildern bei einem Treffen im vergangenen Herbst gegen eine von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im Auftrag des Landkreises geprüfte Verlängerung der Linie U 7/U 8 ausgesprochen. Die zu erwartenden hohen, aber noch nicht feststehenden Kosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen des Stadtbahnausbaus ins Neckartal.

 

Dieser Meinung schließt sich das Landratsamt Esslingen nicht an. Zumal noch eine genauere Untersuchung des Vorhabens und von dessen Kosten laufe, erklärt der Sprecher Peter Keck, „die Ergebnisse liegen im Herbst vor“. Dann müsse weiter darüber beraten werden. Die Ursachen und Hintergründe für die Einschätzung der beiden Ältestenräte seien dem Landratsamt ebenso unbekannt wie deren Haltung zu dem Projekt. Die Behörde sei darüber nicht informiert worden. „Wir haben das Projekt jedenfalls noch nicht zu den Akten gelegt“, sagt Keck.

Technisch machbar

Im Sommer vor drei Jahren hatte der Esslinger Landrat Heinz Eininger aufhorchen lassen, als er bei einem Termin über das Ansinnen berichtete, die Stadtbahn über Ostfildern-Nellingen hinaus bis nach Esslingen zu verlängern. Diese Überlegungen waren zwar nicht neu, doch bis dahin waren die Bahnen technisch nicht so weit entwickelt gewesen, um solche Steigungen überwinden zu können. Ein Infrastrukturmanagement-Student der Stuttgarter Hochschule für Technik hatte die Machbarkeit in enger Zusammenarbeit mit den SSB in seiner Bachelorarbeit nachgewiesen. Durch die Erweiterung der Festo-Zentrale in Esslingen-Berkheim hat das Projekt in den vergangenen Jahren zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Denn immer mehr Beschäftigte verursachen ein immer höheres Verkehrsaufkommen, was durch eine Schienenlösung deutlich abgemildert werden könnte.

Technisch machbar, aber nicht bezahlbar lautet indes das Urteil der beiden Ältestenräte von Esslingen und Ostfildern. Zu diesem Schluss sind die Gremien in einer gemeinsamen Sitzung gekommen. Das Vorhaben sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“, erklärt Roland Karpentier, der Esslinger Pressesprecher. Nachdem in Ostfildern auch noch der Ruf nach einer Untertunnelung von Nellingen laut geworden sei, käme das Projekt noch teurer als ohnehin schon. „Die Stadtbahn-Verlängerung ist zurzeit für uns kein Thema“, sagt Roland Karpentier, merkt aber an, dass die Trasse nach wie vor „als Option im Flächennutzungsplan drinbleiben kann“.

Zu schlechter Nutzen-Kosten-Faktor

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay bestätigt, dass auch der Ältestenrat seiner Stadt Abstand nimmt von den Plänen. Dieser gehe davon aus, dass eine Verlängerung der U 7/U 8 „in den nächsten Jahren nicht realisierbar ist“. Der für eine Förderung mit Bundeszuschüssen erforderliche Nutzen-Kosten-Faktor von mindestens 1,0 könne nicht erreicht werden. Schon gar nicht bei einer Tunnellösung, denn für die Räte sei es „schwer vorstellbar“, dass durch die Nellinger Ludwig-Jahn-Straße eine Stadtbahn fahre. Zudem stehe das Vorhaben auf der Prioritätenliste der SSB ohnehin „nicht ganz oben“, lautet Bolays Einschätzung. Die SSB wollen sich vor dem Vorliegen der Untersuchungsergebnisse nicht zu dem Thema äußern und verweisen auf das Landratsamt.