23 Mai 2022

Online-Fachgespräch Mobilität von Kindern und Jugendlichen

  • Wir wollen unsere autogerechten Städte zu kindgerechten Städten machen, indem wir der kommunalen Ebene unter anderem die Einrichtung von Spiel- und Schulstraßen, Tempo 30 oder Kiezblocks erleichtern.
  • Der Autofokus der Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte raubt gerade jungen Menschen im öffentlichen Raum sehr viel Platz und Bewegungsfreiheit und schränkt ihre Sicherheit stark ein und ihre eigenständige Mobilität hat im zeitlichen Verlauf immer weiter abgenommen.
  • Unter den Aspekten der Gesundheit, Verkehrserziehung und Bewegungs- und Entwicklungsförderung ist eine selbständige und aktive Teilhabe am Verkehr von klein auf jedoch sehr wichtig. Wir wollen dafür sichere Bedingungen schaffen.

Mit unserem Fachgespräch „Mobilität von Kindern und Jugendlichen – sicher und selbständig unterwegs im öffentlichen Raum“ am 23. Mai 2022 haben wir die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen in den Fokus genommen. Das ermutigende Ergebnis war, dass wir mit konkreten Maßnahmen deutliche Verbesserungen schaffen können.

Swantje Michaelsen, Berichterstatterin für Mobilität von Kindern und Jugendlichen und Hauptorganisatorin, begrüßte die zahlreichen Teilnehmenden. Mobilität nehme Einfluss auf viele Lebensbereiche. Und die jüngsten Verkehrsteilnehmer*innen sollten sich sicher und selbstständig bewegen – diese Position müssten wir in der Bundespolitik stärken. Wie die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigten, ist hier massiver Handlungsbedarf, unterstrich Swantje Michaelsen gleich zu Beginn.

Für eine Neuverteilung des öffentlichen Raumes

Unser verkehrspolitischer Sprecher Stefan Gelbhaar leitete in die Veranstaltung ein, mit dem Aufruf vulnerable Gruppen im Verkehrsbereich mehr in den Fokus zu nehmen. Er betonte, dass wir mehr Räume zum Aufenthalt, mit mehr Freiheit für Eltern und Kinder und weniger Gefahren brauchen.

Denn, der öffentliche Raum ist noch sehr zu Ungunsten der Jüngsten verteilt und die Straßeninfrastruktur größtenteils nicht kindgerecht: wenig intuitiv oder fehlerverzeihend, nicht angepasst an kindliche Kompetenzen, mit wenig Aufenthalts-, Bewegungs- und Spielfläche und gerade aus kindlicher Perspektive durch den ruhenden Verkehr oft schlecht einsehbar.

Genau hier müssen wir ansetzen. Kinder und Jugendliche sollen sich sicher und eigenständig im Straßenraum bewegen können und dafür genug Platz haben. Begegnungszonen, Kiezblocks, Schulstraßen böten Möglichkeiten den motorisierten Verkehr zu beruhigen und der aktiven Mobilität mehr Raum zu geben, erläuterte Anika Meenken, Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung beim VCD.

Reform des Straßenrechts

Die Verkehrswende gelinge maßgeblich auf der kommunalen Ebene, zum Beispiel durch eine veränderte Nutzung des öffentlichen Raumes, erklärte Roman Ringwald, Rechtsanwalt unter anderem für Straßenverkehrsrecht bei Becker Büttner Held. Sein Plädoyer ging in die Richtung, den Kommunen mehr Entscheidungsspielraum einzuräumen, den Umweltbund rechtlich zu stärken und das Straßenverkehrsrecht neben der Flüssigkeit und Sicherheit des Verkehrs auch an Klima- und Umweltschutz, Gesundheit und städtebaulichen Aspekten auszurichten. Letzteres haben wir bereits im Koalitionsvertrag verankert.

Als einen weiteren wichtigen Hebel spricht Roman Ringwald auch das Parken im öffentlichen Raum an und schlägt vor das Abstellen von Autos nur in gekennzeichneten Bereichen zu erlauben und nicht wie bisher überall dort wo es nicht explizit untersagt ist. Denn der ruhende Verkehr ist ein sehr wichtiger Faktor der Raumnutzung.

Kindliche Entwicklung und Gesundheit

Kinder legen ihre Schul- und Kindergartenwege immer seltener aktiv (zu Fuß oder mit dem Rad) zurück. Vielmehr verbringen Sie einen großen Teil ihrer täglichen Wegstrecken im Auto. Dabei ist eine eigenständige Mobilität für die Gesundheits- und Bewegungsförderung von zentraler Bedeutung. Gerade deshalb dürfen Kinder und Jugendliche in der Verkehrspolitik nicht nur auf dem Autorücksitz betrachtet werden, sondern ihre aktive Mobilität gefördert werden.

Aus gesundheitlicher Perspektive berichtete Johannes Wagner, Berichterstatter für Prävention und Kindergesundheit, auch von weiteren gesundheitsgefährdenden Faktoren des aktuellen Verkehrssystems, zum Beispiel über die Luftbelastung (Abgase und Reifenabrieb).

Uhrzeit Programm
13.30

Begrüßung und politische Einführung:

Stefan Gelbhaar MdB
Verkehrspolitischer Sprecher
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

Diskussionsrunde mit einführenden Statements:

Anika Meenken
Sprecherin Mobilitätsbildung, VCD

Dr. Roman Ringwald
Rechtsanwalt für Straßenverkehrsrecht
Partner Becker Büttner Held

Johannes Wagner MdB
Berichterstatter für Prävention und Kindergesundheit
MdB Bündnis 90/ Die Grünen Bundestagsfraktion

Moderation: Swantje Michaelsen MdB
Berichterstatterin für Mobilität von Kindern und Jugendlichen
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

Schlusswort:
Swantje Michaelsen MdB
15.00 Ende der Veranstaltung