GRÜNE wählen Sina Beckmann zur Direktkandidatin

Grüne in Friesland, Wilhelmshaven und Wittmund wählen Sina Beckmann zu ihrer Bundestagsdirektkandidatin

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Ideen. Am Samstag veranstalteten die grünen Kreisverbände aus Friesland, Wilhelmshaven und Wittmund am 19. Dezember eine Wahlkreisversammlung für den oder die Bundestagskandidat*in des Wahlkreises 26. Die Versammlung fand unter freiem Himmel auf dem Parkplatz neben Famila in Jever statt.

Wahlkreisversammlung WK26 - Open Air
Aufgrund des Infektionsschutzes, fand die Wahlkreisversammlung der GRÜNEN Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund in „Autokino-Atmosphäre“ statt. | Foto: Yannick Lonkai

 

Sina Beckmann, Kreissprecherin der Grünen Friesland, war die einzige Kandidatin, die nach einer prägnanten Vorstellung und dem kurzen anschließenden Wahlgang 87,5% der Stimmen auf sich vereinen konnte.

Zitat„Ich freue mich sehr, dass die Anwesenden mir ihr Vertrauen schenken und mit mir in den Bundestagswahlkampf 2021 gehen werden. Danke an alle, die diese Wahl, die wir das erste Mal vorsorglich aufgrund von Corona verschoben haben, möglich gemacht haben. Ich bin zu 100% motiviert und freue mich auf den Wahlkampf“.

Sina Beckmann nach Ihrer Wahl zur Bundestags-Direktkandidatin
Sina Beckmann nach Ihrer Wahl zur Bundestags-Direktkandidatin | Foto: GRÜNE

Eine Wahlkampfkommission, bestehend aus Verantwortlichen der drei Kreisverbände, hatte die Veranstaltung nach enger Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und dem Landkreis Friesland geplant und dabei auch ein striktes Hygienekonzept erarbeitet. Antje Kloster, Vorstandssprecherin der Grünen Wilhelmshaven, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ablauf: „Toll, dass es mit der Technik so reibungslos geklappt hat, und wir eine professionelle Wahl unter freiem Himmel abhalten konnten. Vielleicht können sich andere Kreisverbände unsere Veranstaltung als Vorbild nehmen – Corona wird uns ja vermutlich leider noch eine ganz Zeit begleiten.

Begrüßt wurden die Anwesenden vom Sprecher*innen-Team des heimischen Ortsverband Jever, Franziska Zielke und Sascha Südkamp-Schüür, die nach ihrem Eingangsstatement an den von den Anwesenden gewählten Versammlungsleiter Alexander von Fintel abgaben. Von Fintel freut sich, dass Sina Beckmann als Kandidatin seine Nachfolge antritt. „Natürlich werde ich mit Rat und Tat aus meinen letzten beiden Bundestagswahlen zur Seite stehen. Das werden auch alle Grüne aus der Region. Eine Grüne Kandidatin hat viel bessere Chancen gewählt zu werden als je zuvor. Aus dem ewigen Zweikampf zwischen CDU und SPD wird 2021 ein Dreikampf, den wir natürlich auch gewinnen wollen!

Auch Dr. Arendt Hindriksen, Vorstandssprecher des Kreisverbandes Wittmund, ist froh, dass die Wahl nun noch in 2020 stattfinden konnte. „Es ist gut, dass wir mit Sina Beckmann nun unsere Direktkandidatin gewählt haben. Nun kann es auch für uns endlich mit dem Wahlkampf losgehen.“, meint Hindriksen und bezieht sich damit auf die CDU- und SPD-Kandidatinnen, die bereits in der Presse aktiv sind.

Ich bin sehr glücklich, dass meine Co-Vorsitzende sich der Wahl gestellt und diese dann angenommen hat“, meint Gustav Zielke, Vorstandssprecher der Grünen Friesland. „Ich kenne Sina Beckmann als sehr zielstrebig aus unserer gemeinsamen Vorstandsarbeit und weiß, dass sie 1000% für diesen Wahlkampf gibt.

 

Rede von Sina Beckmann

Es gilt das gesprochene Wort

Moin zusammen!

Schön, euch heute alle, trotz Corona, zu sehen. Dass wir hier sein können, haben wir einem fleißigen Team im Hintergrund zu verdanken. Die Organisation dieser Veranstaltung zeigt ein Mal mehr, wie gut und intensiv unsere drei Kreisverbände zusammenarbeiten. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an alle vom Vorbereitungsteam, die dieses Treffen heute möglich gemacht haben!

Eine kurze Bewerbung zu meiner Motivation, warum ich für unseren Wahlkreis 26 in den Bundestag möchte, meinen Themen und wer ich bin, habt ihr bereits per email erhalten, aber ich habe darin ja versprochen: Mehr gibt´s persönlich, live und in Farbe. Und so stehe ich vor der Frage, was ich euch heute noch alles erzählen kann, jetzt wo ihr wisst, dass ich für Zimtgebäck fast alles tun würde. 😊

Ich kam zu den Grünen nach dem Dürresommer in 2018. Die Talkshow Anne Will sendete zu diesem Thema gleich nach der Sommerpause und ich war entsetzt über die Konsequenzen, die aus der Dürre resultieren. Was kommt da auf uns zu? Ja, das mit dem Klimawandel hatte ich schon gehört und auch wahrgenommen – aber nie in dieser Dimension. Das war schon heftig. Nach der Sendung war mein Entschluss gefallen: ich will politisch aktiv werden und mit daran arbeiten, dass wir eine lebenswerte Zukunft haben. Ich klickte mich also auf die Seite der Bundes-Grünen und füllte sofort das Mitgliedsformular aus. Und dann ging alles irgendwie ganz schnell. Ich lernte Jeveraner Grüne kennen, dann bei einer KMV weitere friesische Grüne. Gustav Zielke freute sich über den jungen (!) Zuwachs und sprach mich nach mehreren Treffen an, ob ich mir den Kreisvorsitz vorstellen könnte. Und da ich mir nach der Anne Will-Sendung ja gesagt hatte, dass ich was verändern möchte, sagte ich zu. Auf der nächsten KMV wurde ich dann neben Gustav Zielke Vorstandssprecherin. Wow. Das ist jetzt gute 1 ½ Jahre her und ich mache das immer noch gerne. Danke an dieser Stelle für die tolle Zusammenarbeit!

Bis dahin wusste ich noch nichts von dem Bündnis KV3 (also die enge Zusammenarbeit unserer drei Kreisverbände) und der Homepage Küsten-Grün. Bei meinem ersten KV3-Treffen lernte ich weitere motivierte Menschen aus den anderen Kreisverbänden kennen, die quasi über ihre eigenen Ortsgrenzen hinweg dachten und gemeinsam neben den Themen „zu Hause“ auch überregionale Politik machten. Seitdem arbeite ich gerne und leidenschaftlich bei KV3 und für Küsten-GRÜN, weil mir dieses gemeinsame Handeln sehr viel Spaß macht – auch wenn es anstrengend ist. Mittlerweile sind aus drei schon 8 Kreisverbände geworden, die im Regionalverbund Küsten-GRÜN miteinander aktiv sind. Wir veröffentlichen gemeinsame Pressemitteilungen, pflegen zusammen die überregionalen Inhalte auf der Homepage und haben mit dem Format „Let´s talk about“ eine Veranstaltungsreihe geschaffen, wo wir gemeinsam, momentan online mit Grünen und Gästen verschiedene Themen besprechen und als Ergebnis Handlungsoptionen für die lokale Politik herausarbeiten.

Neben meiner grünen Arbeit bin ich auch noch Unternehmerin. Meine Frau und ich habe eine Firma, die Konzepte im Bereich Erneuerbarer Energien entwickelt. Windkraft-Anlagen und deren Repowering spielen hier ebenso eine Rolle wie der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen und die Beratung für Biogas-Anlagen. Meinem Lehrberuf als Hotelfachfrau fühle ich mich immer noch sehr verbunden, aber es wurde Zeit für eine Weiterentwicklung. So studierte ich nach der Ausbildung Internationales Management und bin seitdem im Erneuerbare Energien-Bereich tätig.

Als Unternehmerin interessieren mich, quasi schon von Berufswegen her, wirtschaftliche Kennzahlen und finanzielle Zusammenhänge. Mit diesen Themen im Kopf besuchte in meine erste Sitzung der LAG Wirtschaft und Finanzen in Hannover. Wieder lernte ich andere Grüne aus Niedersachsen kennen – das Netzwerk wuchs, ebenso wie mein Interesse an der grünen Arbeit. Nach einiger Zeit kam es zur Sprecher*innen-Wahl, ich wurde vorgeschlagen und nahm an. Als Selbstständige, als Unternehmerin, war das ja genau mein Thema. Seit Corona tagen wir als LAG mittlerweile monatlich online und besprechen vor allem die wirtschaftliche Lage durch Corona, aber es geht nicht nur darum. Wir haben auch externe Gäste eingeladen, um uns Ideen und Gedanken außerhalb der grünen Bubble (Blase) zu holen. Thematisch behandeln wir den nachhaltigen Tourismus in Niedersachsen, ebenso wie die Start-Up-Förderung und auch die Digitalisierung sowie künstliche Intelligenz. Einiges davon nicht wirklich Kernthemen der Grünen, aber eben sehr wichtig für die Zukunft. Zuletzt haben wir als LAG WiFi maßgeblich am Leitantrag des LaVo zur LDK beigetragen.

Auch bei den Jeverschen Grünen (seit September übrigens als Ortsverband organsiert) engagiere ich mich stark. Wir wollen einen kraftvollen Kommunalwahlkampf entwickeln und haben es sogar geschafft, einen grünen Bürgermeister-Kandidaten aufzustellen. Es wird schwer, aber es ist machbar, den Amtsinhaber abzulösen. In Jever finden monatliche Onlinetalks statt, die ich zusammen mit einem aktiven Team entwickeln konnte. Wir haben über die Situation der Geschäftsleute und Gastronom*innen gesprochen, Jever als Fairtrade-Stadt ins Licht gerückt, die Fahrradmobilität zum Thema gemacht, genauso wie das Plastikfasten und die Stadtentwicklung. Herausgekommen sind grandiose Ideen und einige Anträge, die die grüne Fraktion in den Rat einbringen konnte. Wir sind seit dem Ausbruch des Corona-Virus die aktivste Partei in Jever und vermutlich auch in Friesland – wir haben uns schnell auf das digitale Medium eingestellt. Das kommt bei der Bevölkerung gut an. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, wir leben weiter die Demokratie.

Mit eurer Entscheidung für mich als eure Kandidatin, wird es in unserem Wahlkreis ein Frauen-Triell geben. Siemtje Möller tritt für die SPD an, Anne Janssen für die CDU. Es wird ein spannender Wahlkampf und ich verspreche euch, dass ich alles geben werden, um nach Berlin zu kommen. Mein Anspruch ist nichts Geringeres als der Gewinn des Wahlkreises 26! Ich weiß, ein kühnes Ziel. Aber noch nie waren die Zeiten besser für uns als Grüne – wir können das schaffen.

Mein Motto im Beruflichen wie Privaten ist: Geht nicht, gibt´s nicht. Das gilt für mich auch politisch. Natürlich im übertragenen Sinne. Es wird auch politisch Dinge geben, die nicht umsetzbar sein werden, aber ich möchte nichts unversucht lassen, eine gute Lösung mit allen beteiligten Akteur*innen zu erzielen. Thematisch stark bin ich in den Bereichen Wirtschaft, Energiepolitik, Tourismus, Küstenschutz, Landwirtschaft und Mobilität. Diese Bereiche betreffen uns in unserer Region alle sehr. Allen voran der Küstenschutz. Denn ohne diesen können wir hier nicht überleben. Gut 60 Mio. € gibt Niedersachsen jährlich für den Küstenschutz aus – mit dieser fast schon lächerlich wirkenden Summe werden 130 Milliarden € an Wirtschaftskraft und wirtschaftlichen Werten im Binnenland geschützt. Wahnsinn. Das Thema Küstenschutz ist in Berlin nicht auf der Tagesordnung – vielleicht, weil es dort so wenig Küste gibt? Das will ich ändern! Auch deshalb bin ich in der LAG Häfen, Schifffahrt und Küstenschutz aktiv und gehöre zum Sprecher*innen-Team. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema – doch dabei kann es nicht bleiben. Wir brauchen auch konkrete Handlungen gemeinsam mit den Anrainer-Bundesländern sowie den Niederlanden und Dänemark, um hier ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln und umzusetzen. Unser wirtschaftliches Handeln muss klimafreundlich werden, wir können nicht weiter die Natur, die Umwelt, die Tiere und auch die Menschen ausbeuten. Wir brauchen eine Umstellung, die die meisten mitnehmen kann, die aber auch in relativer kurzer Zeit konsequent umgesetzt werden muss. Deutschlands CO2 Budget ist, wenn wir so weiter wirtschaften, bereits 2027 bei Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels aufgebraucht – wir müssen handeln. Auch bei uns werden die Sommer heißer und es drohen Überschwemmungen durch die erhöhten Temperaturen und das Abschmelzen der Pole. Das hängt dann auch wieder ganz eng mit dem Tourismus zusammen, von dem wir hier teilweise sehr stark abhängig sind – gerade die Inseln sind damit im Speziellen gemeint. Wir brauchen einen Tourismus weg von der Masse, hin zur Klasse – nachhaltig, umweltfreundlich und perspektivisch klimaneutral. Das wird eine riesige Aufgabe – wir, die Akteur*innen vor Ort müssen davon leben können, es muss alles zusammenpassen.

An das Thema Tourismus schließt sich automatisch die Aufenthaltsqualität in unserer Region an. Wie entwickeln wir unsere ländlichen Räume, wie begegnen wir dem Aussterben der Innenstädte? Erfreulich ist, dass es wohl kein LNG-Terminal in Wilhelmshaven geben wird, welche sicherlich die Aufenthaltsqualität geschmälert hätte. Doch wie kann eine Alternative für die Stadt aussehen, wenn der Kohleausstieg bald umgesetzt wird? Wie kann Wilhelmshaven Energiedrehscheibe bleiben und trotzdem klimaneutral werden? Und wie können Friesland und Wittmund als Landkreise mit viel ungenutzter Windkraftenergie eingebunden werden? Auf all diese Fragen brauchen wir Antworten und machbare Lösungen für unsere Region – diese möchte ich miterarbeiten. Hier ist die Bundesregierung momentan sehr blass. Das EEG ist gerade am Donnerstag verabschiedet worden. Es sollte reformiert werden, aber offensichtlich ohne den Willen, es wirklich zu erneuern. Für das Klima und somit für uns brauchen wir einen schnelleren, konsequenten Ausstieg aus der Kohle und den kraftvollen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wir dürfen keine Repowering-Möglichkeiten ausfallen lassen, mit diesem Instrument können wir die installierten Leistungen erhöhen und mancherorts die optischen Einschränkungen verringern.

Die Attraktivität unserer Städte und Gemeinden ist auch weiterhin von der Mobilität der Einwohner*innen und Tourist*innen abhängig. Wie sieht der zukunftsfähige ÖPNV bei uns aus? Welche Mobilitätskonzepte sind im ländlichen Raum einsetzbar und wie können wie PkWs und Individualverkehr verringern ohne das Mobil sein aufzugeben? Leider ist auch hier unsere jetzige Bundesregierung, speziell der CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer, kein Gewinn für uns. In 2019 wurden 221 km Straßen (Autobahnen und Bundesstraßen) ausgebaut, aber nur 6 km Schiene. Für eine Verkehrswende auf dem Land ist das viel zu wenig! Wir müssen auch die Reaktivierung alter Bahnstrecken zügig umsetzen, um uns auch ohne Auto mobil zu halten.

Unsere Region ist auch geprägt von Landwirtschaft – wie kann hier aus einem Gegeneinander ein Miteinander werden? Wie können wir gemeinsam die natürlichen Ressourcen schützen und trotzdem nachhaltig Lebensmittel produzieren? Die Diskussionen um den EU-Agrarhaushalt haben mich zuletzt erschüttert! Wie können wir allen Ernstes noch Gelder als Flächenprämie zahlen? Die Agrar-Subventionen sind wichtig und richtig, allerdings müssen sie an die Aufgaben gekoppelt werden, die Landwirt*innen heute schon vermehrt übernehmen: Einsatz für den Artenschutz, das Anlegen von Blühstreifen, den Erhalt von Wallhecken, die vor Erosionen schützen, die Umstellung auf eine biologisch-dynamische Landwirtschaft, um nur einige Punkte zu nennen.

Alles gehört mit allem zusammen. Die vor uns liegenden Aufgaben werden größer und nicht kleiner – es wird kein Sprint, es wird ein verdammt harter Marathon. Einen bin ich in meinem Leben schon gelaufen, von Anfang bis Ende – in Hamburg. Ich wurde demütig ab Kilometer 35, ich fragte mich, warum ich mir das überhaupt antue. Und die Antwort kam dann, während ich Meter für Meter lief, auch ziemlich schnell – weil ich es so wollte.

Und genau so ist es mit dieser Kandidatur. Weil ich das so möchte, will ich hier mit all meiner Kraft, meinem Engagement und Wissen helfen, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Deshalb bitte ich um eure Stimmen und eure Unterstützung, vielen Dank! Wenn es jetzt noch Fragen gibt, ist nun die Zeit, sie zu stellen.

Bewerbungsrede Sina Beckmann zu ihrer Bundestagskandidatur am 19.12.2020 in Jever