Ruhr und Kemnader See: Millionen eingewanderter Krebse bedrohen heimische Fische

Drei Krebsarten aus Amerika breiten sich im Bereich der Ruhr stark aus und bedrohen die heimischen Krebs- und Fischbestände. (Symbolbild)
Drei Krebsarten aus Amerika breiten sich im Bereich der Ruhr stark aus und bedrohen die heimischen Krebs- und Fischbestände. (Symbolbild) © picture alliance/dpa
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Drei Krebsarten aus Amerika gefährden nach Experten-Einschätzung die heimischen Edelkrebse. Wie der Ruhrverband in Essen auf dpa-Anfrage mitteilte, kommen der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Louisiana-Krebs) sowie der Kamber-Krebs und der Signalkrebs auch im Kemnader See – einem von sechs Ruhrstauseen – vor.

Die „Bild“- Zeitung hatte kürzlich von einem millionenfachen Vorkommen des Louisianakrebses im Kemnader See zwischen Bochum, Hattingen und Witten berichtet. Er fresse die Brut von Fischen und auch von Libellen. Seine natürlichenn Feinde – Wasservögel, Raubfische oder Waschbären – könnten die Population nicht ausreichend begrenzen.

Die insgesamt drei aus Amerika stammenden Flusskrebsarten stellten eine Gefährdung der heimischen Edelkrebse dar, da sie die sogenannte Krebspest – eine Pilzerkrankung – übertragen, ohne selbst geschädigt zu werden. „Für den heimischen Edelkrebs ist diese Krankheit jedoch tödlich“, betonte eine Verbandssprecherin.

Die starke, invasive Ausbreitung der amerikanischen Flusskrebsarten ist mit dafür verantwortlich, dass der heimische Europäische Edelkrebs vom Aussterben bedroht ist, wie der Ruhrverband schilderte.

Möglichkeit zur Dezimierung: für den menschlichen Verzehr fangen

„Neben der Übertragung der Krebspest sind die amerikanischen Flusskrebsarten zudem Laichräuber und dezimieren damit die Reproduktion von Fischen.“ Der Kamber-Krebs ist dabei die häufigste nicht-heimische Krebsart im Ruhreinzugsgebiet. Der Louisianakrebs wandere auch über Land und falle daher besonders auf. Alle drei Arten seien mittlerweile fest im Ruhreinzugsgebiet etabliert.

„Ihr Bestand kann nur noch dezimiert, aber ihr Vorkommen in unseren Breiten nicht mehr vollständig verhindert werden, ohne auch heimische Arten nachhaltig zu schädigen“, erläuterte Verbandsexpertin Britta Balt. Die Krebse mit Reusen für den menschlichen Verzehr zu fangen, wäre dem Ruhrverband zufolge eine Möglichkeit zur Dezimierung.

Die Ruhrfischereigenossenschaft denke aktuell darüber nach, ob und unter welchen Bedingungen sie einigen kommerziell tätigen Fischern die Erlaubnis zur Reusenstellung erteile. Zum vollständigen Verschwinden dieser Krebse aus dem Ruhreinzugsgebiet würde das aber auch nicht führen.

Tiere möglicherweise aus Gartenteichen abgewandert

Der Ruhrverband wies darauf hin, dass derzeit für die Ruhr gültige Fischereierlaubnisscheine das Abfischen von Krebsen mit Reusen nicht umfasse – das wäre demnach also Wilderei. Und wo kommen die fremden Krebse her? Der Ruhrverband geht davon aus, „dass die Tiere von Aquarianern ausgesetzt wurden oder aus Gartenteichen, für die sie von den Gartenbesitzern gekauft wurden, abgewandert sind.“

dpa

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