Sommergespräch mit den Grünen in Kempen Arbeiten an der Stadt mit grüner Note

Kempen · Dass Kempen eine schöne Stadt ist, in der es sich gut leben lässt, wird wohl niemand bezweifeln. Die Grünen wollen aber dafür sorgen, dass Kempen noch lebenswerter wird – und das mit einer „besonderen grünen Note“, wie es Fraktionschef Joachim Straeten im Sommergespräch mit unserer Redaktion beschreibt.

 Nach dem Wunsch der Grünen soll es in Kempen bessere ÖPNV-Verbindungen geben. Sie müssten massiv ausgebaut werden, fordert der Stadtverordnete Rene Heesen: Dabei müsse es egal sein, ob man in St. Hubert, Tönisberg oder direkt am Bahnhof wohne.

Nach dem Wunsch der Grünen soll es in Kempen bessere ÖPNV-Verbindungen geben. Sie müssten massiv ausgebaut werden, fordert der Stadtverordnete Rene Heesen: Dabei müsse es egal sein, ob man in St. Hubert, Tönisberg oder direkt am Bahnhof wohne.

Foto: Norbert Prümen

Dazu gehört, jedes Anliegen auf den Prüfstand zu stellen, bei jeder Entscheidung, die ansteht, auch mit zu überlegen, welche Auswirkungen diese Maßnahme aufs Klima hat, denn: „Wir müssen uns fragen, was wir unserer Enkelgeneration hinterlassen“, sagt Straeten.

Ein Schwerpunkt für die Kempener Grünen ist dabei das Thema Mobilität. Dazu gehört beispielsweise die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept – auch wenn die Modalsperre zwischen Ludwig-Jahn-Straße und Dämkesweg als eine von zahlreichen Maßnahmen aus diesem Konzept zuletzt nach einer kurzen Versuchsphase wieder abgebaut wurde. Das Konzept als Ganzes soll nach dem Wunsch der Grünen aber weiter verfolgt werden.

Dazu erwarte man von der Verwaltung zum Herbst hin eine Darstellung, welche Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept prioritär behandeln werden sollten, sagt Straeten. Dabei sollten aber nicht einzelne Maßnahmen herausgegriffen werden, fügt sein Fraktionskollege Helmut Nienhaus an: Vielmehr brauche es einen Plan für anderthalb Jahre, um dann das Geld für die darin benannten Maßnahmen in den Haushalt einstellen zu können. Mit Blick auf die Debatte um die Poller am Krankenhaus wollen die Grünen auch die Kommunikation zwischen Rathaus und Bürgerschaft verbessert wissen. So müssten Maßnahmen in den betroffenen Vierteln konkreter kommuniziert werden, damit sich die Bürgerschaft besser informiert fühle.

Daneben wollen die Grünen ihren Blick auch auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) richten. „Wir müssen uns fragen, wie wir es schaffen, die typischen Pendlerstrecken abzudecken“, sagt Rene Heesen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Kempener Grünen, „aber auch, wie wir den Verkehr in der Stadt gestalten. Es kann halt nicht jeder überall mit dem Rad hinfahren.“ Deshalb müsse der ÖPNV massiv ausgebaut werden, Busse müssten in kürzerer Taktung fahren, nicht nur einmal pro Stunde; auch die Stadtteile müssten erreichbar sein. Heesen: „Es muss egal sein, ob ich in St. Hubert, Tönisberg oder direkt am Bahnhof wohne.“

Gleichzeitig wollen die Grünen private Hauseigentümer dabei unterstützen, eigene Maßnahmen zur Energieeinsparung umzusetzen. Kürzlich hatte der Rat zugestimmt, bei der Stadt zusätzlich eine Ingenieursstelle zu schaffen, der Klimaschutzmaßnahmen wie beispielsweise den Ausbau mit Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden vorantreiben soll. Doch mit öffentlichen Gebäuden allein ist es nicht getan, um Klimaneutralität zu erreichen. Die Stadt solle deshalb Bürger stärker beraten als bislang, beispielsweise zum Thema Wärmepumpe, schlagen Nienhaus und sein Fraktionskollege Michael Rumphorst vor. Da müsse aber ein zusätzliches Angebot her, die Klimaschutzmanagerin der Stadt könne das nicht alles allein leisten. Nienhaus wie Rumphorst mahnen, keine Zeit zu verlieren und auch Geld dafür in die Hand zu nehmen: „Leute, guckt euch um, wir haben keine Zeit mehr“, warnt Rumphorst. „Man kann nicht sagen, wir haben kein Geld“, fügt Nienhaus an, „denn man weiß, was passiert, wenn wir es nicht tun.“

Die Themen Mobilität, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind den Grünen auch bei der Entwicklung des Kempener Westens ein Anliegen, die dort mit dem Thema bezahlbarer Wohnraum zusammenfließen sollen. Denn für viele Menschen mit normalem Einkommen sind Immobilien in Kempen kaum bezahlbar. Das könnte dazu führen, dass Menschen, die in Kempen arbeiten, sich in der Stadt keine Wohnung leisten können, warnt der Stadtverordnete Janek Straeten: „Wir bauen Kita, Schule und OGS aus, aber das Personal findet keinen bezahlbaren Wohnraum in Kempen.“ Auch für Pflegekräfte beispielsweise sei es schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Er sagt deshalb: „Wir müssen sinnvolle, innovative Konzepte entwickeln, damit die Menschen, die so systemrelevant sind, auch spüren, dass sie wichtig sind, und nicht nur beklatscht werden.“ Gleichzeitig werde es Familien geben, die eine teure Immobilie in Kempen durch Kredite finanziert hätten und diese in einigen Jahren möglicherweise nicht mehr bezahlen könnten – auch sie müsse man im Blick haben, warnt Janek Straeten.

Um mehr Erzieher, mehr Sozialarbeiter, überhaupt mehr Personal für die Stadt zu finden, muss sich Kempen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, machen die Grünen deutlich. Um Fachkräfte zu gewinnen, müsse man jungen Leuten gute Ausbildungsmöglichkeiten eröffnen, ebenso Wohnraum für Auszubildende anbieten können. Gleichzeitig seien die Bindung und die Weiterentwicklung von Mitarbeitenden wichtig. „Wir sind da im Personalausschuss auf einem guten Weg, die Arbeitgebermarke Kempen weiterzuentwickeln“, sagt Fraktionsvorsitzender Joachim Straeten. Eine schnelle Lösung gebe es nicht, das Ganze sei ein Prozess, betont Straeten, doch man habe sich in den vergangenen Monaten gut aufgestellt, „das hohe Engagement der Verwaltung kann man nur wertschätzen.“

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